Ausflug ins Seniorenwohnhaus Nonntal

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Nein, ich habe nicht vor in nächster Zeit in ein Seniorenwohnhaus zu übersiedeln, aber ich habe vom Magistrat Salzburg eine Einladung erhalten, einen Vormittag in der Küche des größten städtischen Seniorenwohnhauses zu verbringen. Hand anlegen und mitarbeiten durfte ich aus hygienischen Gründen natürlich nicht, aber ich habe sehr viele interessante und unbekannte Eindrücke mit nach Hause genommen.
Es war für mich das erste Mal, dass ich eine derartig große Küche betreten habe. Kein Vergleich zu normalen Gastronomie-Küchen. Alleine die riesigen Maschinen, Töpfe und Pfannen versetzen in Erstaunen. Küchenchef Helmut Söllinger hat sich besonders viel Zeit genommen, um mir Abläufe und Hintergründe einer derartigen Großküche zu erklären.

Mich hat natürlich die Frage, welche Kost Menschen mit Kau- und/oder Schluckbeschwerden erhalten, besonders interessiert. Ich konnte erfahren, dass es kaum Heimbewohner gibt, die wirklich Dysphagie-Nahrung erhalten, weil die meisten der Menschen bis ins hohe Alter versuchen möglichst normal zu essen. Natürlich werden die Gerichte nach angepassten Maßstäben hergestellt. Erstaunlich, dass der Geschmack im Alter offenbar eher Richtung süß tendiert. Viele Bewohner wünschen sich traditionelle, bodenständige Hausmannskost. Es gibt Vegetarier, aber sie deklarieren sich nicht, sondern bestellen einfach immer die fleischlosen Angebote. Veganer sind keine bekannt und auch Intoleranzen und Unverträglichkeiten existieren nahezu nicht.

Was mir sehr imponiert hat, ist der Umstand, dass beinahe alle Speisen aus frischen Lebensmitteln hergestellt werden.  Lediglich Obst aus der Dose findet manchmal Verwendung. Knödeln, Frittaten, Kartoffelpüree, faschierte Krapferl, all das wurde während meiner Anwesenheit frisch gekocht. Überwältigend in welchen Mengen, wobei man dazu sagen muss, dass diese Küche bis zu 1000 Essen bewältigen könnte und nur mehr in eingeschränktem Rahmen verwendet wird. Rund 100 Bewohner werden verköstigt, ein Teil der Mitarbeiter und zirka 40 Essen werden für Magistratsbeschäftigte aus der Nähe vorbereitet.

In der Küche wird im Schichtbetrieb gearbeitet, vom Frühstück über Mittagessen in den Gemeinschaftsräumen bis zum Abendessen wird hier alles vorbereitet. Das Mittagessen kann auch am Zimmer eingenommen werden. Man versucht jedoch die Bewohner zum gemeinsamen Essen zu animieren.
Weiche Kost wird meist aus dem bestehenden Essen zubereitet, in dem die Komponenten püriert werde. Ich war sehr erstaunt wie schmackhaft mein Menü schmeckte, denn ich hatte mich ganz bewusst für diese Kostform entschieden, obwohl ich einige Speisen aus dem normalen Essensplan wählen hätte können. Faschierte Krapferl mit Kartoffelpüree zum Beispiel.

Obwohl es einen fixen Speiseplan gibt, der kontinuierlich wechselt, wird auf Wünsche der Bewohner sehr behutsam eingegangen.
In Salzburg kann man ab Pflegestufe 3 einen Platz in einem städtischen Seniorenwohnhaus beantragen. Diese Form des Wohnens im Alter wird es übrigens nicht mehr lange geben, denn auch das altehrwürdige Haus im Nonntal wird in den kommenden Jahren in Wohnraum umgewandelt und im großen Park entstehen Gebäude mit Appartements die zu Wohngruppen zusammengefasst werden. Die Großküche hat dann wohl ausgedient.
Mein ganz persönlicher Eindruck von diesem sehr spannenden Vormittag, wegen des Essens würde ich dort bleiben. Ansonsten möchte ich über das Thema Wohnen im Alter noch lange nicht nachdenken.


Herzlichen Dank an das nette Küchenteam und den Mitarbeitern der Pflege für die vielen schönen Eindrücke.

Seniorenwohnhäuser der Stadt Salzburg

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