Flugreisen mit Dysphagie; Kindermenü als Alternative

4 min. Lesezeit

Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2023 um 20:40

Sehr häufig werde ich von Betroffenen oder deren Angehörigen gefragt, wie es mir mit meiner Esseinschränkung möglich ist, so viel zu reisen. Das ist tatsächlich ein sehr großes Thema. Aus unzähligen Gesprächen weiß ich, dass viele Dyspaghiepatienten wegen ihrer Einschränkung auf Reisen verzichten, weil sie mit unter befürchten in fremden Ländern keine passenden Speisen zu finden. Das ist auch manchmal eine Herausforderung, vor allem wenn man den europäischen Kulturkreis verlässt. In Asien ist die Küche oft sehr von Reis und Nudeln dominiert, was für mich leider NoGos sind. Auf frittierte Speisen muss ich auch verzichten. Das Zielreiseland ist jedoch oft weniger problematisch, wie die Anreise. In den Zug oder auf Autofahrten kann man bequem selbst hergestellte Nahrung mitnehmen. Auf Zugsfahrten kommen gerne Joghurt oder Smoothies ins Handgepäck.

Flugreisen gut planen

Mit echten Hindernissen sind aber tatsächlich Flugreisen gepflastert. Dabei ist mir wirklich ins Auge gestochen, dass Flughäfen leider selten eine Auswahl an geeigneten Speisen anbieten. So manchen Zwischenaufenthalt habe ich mit Mousse au Chocolat überbrückt, weil absolut nichts zu finden war.
Auf Kurzstrecken, die nicht länger als zwei Stunden dauern, kann ich auch gerne auf Nahrungsaufnahme verzichten. Es ist eher der psychologische Druck der entsteht, wenn alle ihre zweifelhaften Snacks verspeisen, während man selber wieder einmal nichts zu essen erhält.
Ich bin seit meiner Erkrankung auch schon Langstrecken geflogen. Hier empfiehlt es sich wirklich gut zu planen und im Vorfeld die gewünschte Airline zu prüfen, ob die Nahrungsausnahme während eines sehr langen Fluges gewährleistet ist.

Dyspgahiekost an Bord von EVA Air

Inzwischen gibt es doch einige Fluglinien, die sogar Dysphagiekost anbieten. Oft sogar zwei verschiedene Varianten. Dünnflüssig und dickbreig. Dazu zählt auch EVA Air, die unter anderem die Strecke Wien-Bangkok bedient, was für meine Anreise nach Thailand besonders ideal war.

Alternative Kindermenü

Da meine Reise so kurzfristig angesetzt war, wurde mein Menüwunsch irgendwo zwischen Agentur, Tourismusverband und Airline vergessen. Doch dieses Problem löste sich am Schalter in Wien in Windeseile vorbildlich. Für ein Diatmenü war es zu spät, aber man hat mir ganz kurzfristig ein Kindermenü organisiert. Es gab am Hinflug so wunderbare Faschierte Krapferl mit Kartoffelpüree, die ich selber nicht viel besser kochen hätte können. Zu einem Kindermenü werden auch Pudding und Joghurt serviert, das ist meist Standard und gewährleistet ein hungerfreies Reisen. Dies veranlasste mich auch für den Rückflug, statt des Breimenüs, auf ein Kindermenü auszuweichen.
Generell ist man natürlich noch sicherer, wenn man tatsächlich auf das Diätmenü zurückgreift. Aber Kindermenü Als Alternative kann ich durchaus empfehlen, wenn sich vorher abklären lässt, was serviert wird.

Ärztliches Attest

Ich habe dieses Mal auch ein Experiment gewagt, indem ich mir eine Attest meines Hausarztes holte, das meine Ernährungsprobleme darlegte, samt der Ursprungsdiagnose. Das wollen viele Patienten nicht, aber ich gehe ja sehr öffentlich mit meiner ehemaligen Erkrankung und den daraus resultierenden Behinderungen um. Als zweiten Schritt habe ich mir aus der Apotheke hochkalorische Flüssignahrung geholt, die zu 200 ml abgepackt ist. Mehr als 100 ml darf man im Normalfall nicht mit an Bord nehmen. Bei den vier Flügen, die ich absolvierte wollte niemand das Attest sehen, es reichte, dass ich die beiden Fläschchen, die ich im Handgepäck hatte, vorzeigte und auf meine Ernährung hinwies.
Fluglinie aus Taiwan EVA Air

Elite Classe von EVA Air

Jetzt muss ich noch von ganzem Herzen EVA Air loben. Nicht nur, dass der Menüwunsch so unkompliziert erledigt wurde, die Fluglinie ist generell sehr zu empfehlen. Ich durfte freundlicherweise in der Elite Class fliegen, die nach meinen Bergriffen einer Businessclass entspricht. Viel Platzangebot, das sogar bequemes Schlafen erlaubt. Entertainment vom Feinsten, ich sah sogar einen Film auf Deutsch, der bei uns noch gar nicht im Kino anlief.
Und wie erwähnt, ein wirklich sehr gutes Essen, auch wenn es sich um ein Kindermenü handelte, dass bei vielen anderen Linien eher stiefmütterlich serviert wird.

Und weil die Faschierten Krapferl am Hinflug so gut schmeckten, lass ich auch gleich ein Rezept hier.

Faschierte Krapferl

500 g gemischtes Faschiertes
1 Ei
100 ml Naturjogurt
1 halbe kleine Zwiebel
1 halbe Hand frische Kräuter
1 Esslöffel französischer Senf
1 Teelöffel Sardellenpaste
1 Teelöffel edelsüßes Paprikapulver
Salz
Pfeffer
Semmelbrösel
Butterschmalz
Zwiebel sehr fein würfeln und in Butter glasig dünsten, mit Jogurt, gehackten Kräutern, Senf, Sardellenpaste und Paprikapulver vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und das Faschierte untermengen.
Kleine Laibchen formen und diese in Bröseln wälzen. In reichlich Butterschmalz  langsam bei mittlerer Temperatur heraus braten und mit Kartoffelpüree servieren.

Meine Reise nach Thailand fand in freundlicher Zusammenarbeit mit Green Pearls und dem Thailändischen Fremdenverkehrsamt statt. Der Inhalt des Artikels entspricht meiner persönlichen Meinung.

Schreibe einen Kommentar zu Robert Lender Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Kommentar
  • EssayHilfe
    August 14, 2017

    Liebe Claudia,
    danke für einen Bericht und für schönes Rezept! Eigentlich finde ich es ganz schlimm, dass es in den Flugzeugen nur selten etwas wählen kann. Es ist ein Grund, warum ich Zugreise bevorzuge. Lifehack mit Kindermenü habe ich für mich schon seit langem entdeckt.
    Übrigens, warum fügt man Sardellenpaste in Krapferl? Und noch was: wäre es vielleicht besser, dieser Gericht im Ofen backen.
    Liebe Grüße,
    Karin

    • Claudia Braunstein
      August 14, 2017

      Hallo Karin, die Sardellenpaste war ein Spezialtipp meiner seligen Omi, darum MUSS die in die faschierten Krapferl hinein. Den Versuch mit dem Oden habe ich auch schon gemacht. Meine Erfahrung ist eigentlich, dass sie in der Pfanne, bei nicht zu hoher Temperatur zu braten. Da sollte ich vielleicht noch anmerken, sehe ich gerade. Ja, Kindermenü kann auch daneben gehen. Am Heimflug gab es Spaghetti mit sehr viel Sugo. Der hat mich gerettet, weil Nuelen gehen ja leider nicht. Aber Joghurt und Pudding, die meist am Tabletten stehen, die sind ein Garant für Sättigung. Liebe Grüße, Claudia

    • Claudia Braunstein
      August 14, 2017

      Hallo Karin, die Sardellenpaste ist ein Tipp meiner seligen Omi. Backrohr habe ich schon probiert. am weichsten werden sie trotzdem in der Pfanne mit viel Butterschamlz. Und langsam braten. Das werde ich noch hinzufügen. Liebe Grüße, Claudia

  • Monika und Petar Fuchs
    August 16, 2017

    Ich bewundere dich, wie Du Deine Behinderung meisterst und Dich nicht von Reisen abhalten lässt.

    • Studentenblog
      Oktober 28, 2019

      genau, das wundert mich auch.. Respekt!

  • Katja vom WellSpaPortal
    August 17, 2017

    Liebe Claudia,

    danke für den Einblick in ein Problem, über das man sich als “Normal-Essender” überhaupt keine Gedanken macht.
    War denn dir die Problematik bereits vor dem Flug bewusst oder bist du sehr unangenehm überrascht worden?
    Das Rezept klingt lecker und ich werde es ganz sicher nachkochen.

    Aus leider traurigem Anlass werde ich deinen Blog weitergeben “müssen”.
    Liebe Grüße
    Katja

  • Maria
    August 19, 2017

    Da sieht man es immer wieder, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg 😉 Finde ich toll, dass du dich von nichts aufhalten lässt und ich bin der Meinung, dass Nahrung ein entscheidender Punkt bei Reisen ist. Zum Glück kann ich alles essen, aber ich fragte mich gerade, ob ich so mutig wäre, wenn ich bei der Essenwahl so eingeschränkt wäre… Ich weiß darauf keine Antwort…
    Viele Grüße
    Maria

  • Gina
    August 19, 2017

    Hallo Claudia,

    für mich klingen die österreichischen Namen der Speisen immer sehr lustig. Es hat sich mir auch erst aus dem bebilderten Text erschlossen, was faschierte Krapfen sind. Das Rezept hört sich jedenfalls sehr gut an, das werde ich mal probieren.

    LG Gina

  • Robert Lender
    August 20, 2017

    Ich poste zwar immer wieder gerne Speisen, aber Foodblogs sind überhaupt nicht das meinige. Bei deinem finde ich interessant, dass es sich einem ganz speziellen Thema widmet. Dass du aus deiner eigenen Notwendigkeit ein Blog geschaffen hast, dass anderen vielleicht sogar hilft und Awareness schafft. Ohne dich wäre ich zumindest auf diese “Problematik” gar nicht gestossen.

    Und Bordmenüs sind dann noch ein spezielles Thema 🙂

  • Katharina
    August 20, 2017

    Hallo Claudia,
    mir ging es ähnlich wie Gina: Ich habe auch zuerst gerätselt, was faschierte Krapferl sind – das Bild war dann zum Glück selbsterklärend… 😉 Schön, dass Du auf diesem Flug eine so gute Lösung für Dich finden konntest. Stelle mir das im Alltag schon herausfordernd vor.
    Liebe Grüße
    Katharina

  • Jessi
    August 20, 2017

    Liebe Claudia,
    ich muss zugeben, dass ich mir (zum Glück) noch nie Gedanken machen musste, wie es ist mit einer Esseinschränkung zu reisen. Deinen Bericht fand ich deshalb wirklich interessant und vor allem hilfreich für andere Betroffene. Die faschierten Krapferl sehen aber auch tatsächlich sehr lecker aus. Super, dass es solche Alternativen im Flugzeug gibt!

    Liebe Grüße
    Jessi

  • Elena
    August 20, 2017

    Liebe Claudia,
    seit ich dich kenne wurde mir erst bewusst, wie froh ich sein kann, dass ich grundsätzlich alles essen darf. Aber ich bin relativ heikel und so hungere ich auch dann und wann bei fixen Menüs – nicht nur in Flugzeugen. Meine Schuld, ich weiß! Aber auf die Idee, nach Alternativen bei Airlines zu fragen, wäre ich bis jetzt nicht gekommen. Super Tipp – danke!
    Liebe Grüße
    Elena

  • Alexandra
    August 22, 2017

    Hallo Claudia, gut, dass es Airlines gibt, die sich auf die verschiedensten Anforderungen auch bzgl. des Essens einstellen. Das ist sicherlich und offenbar nicht selbstverständlich. Das Rezept klingt toll, muss ich mal ausprobieren. LG Alexandra

  • Anita
    August 22, 2017

    Hallo Claudia!
    Ich bewundere dich dafür, dass du trotz vieler Einschränkunen aufgrund deiner Erkrankung trotzdem nicht auf das Reisen verzichtest. Es ist echt toll, wie du immer das Beste daraus machst und dich nicht unterkriegen lässt. Du bist ein großes Vorbild für mich. LG aus Kärnten, Anita