Laktose- und fruktosefrei auswärts essen; nachgefragt bei Eva und ein wunderbares Schokodessert

7 min. Lesezeit

Zuletzt aktualisiert am 17. Mai 2018 um 10:59

Heute habe ich wieder einmal *nachgefragt*. Dieses Mal bei Eva von ichmussbacken.com. Wir sind uns vor gut einem Monat persönlich in Linz auf einer Bloggerveranstaltung, der ABCStar, begegnet und ziemlich schnell in ein Gespräch über besondere Ernährungsformen gekommen. Aber lest doch bitte selber was Eva zu erzählen und welch köstliches Rezept sie mitgebracht hat.

Liebe Eva,
danke, dass du mir einige Fragen beantworten möchtest.
Wie du vielleicht weißt, lebe ich seit meiner Krebserkrankung mit einer massiven Einschränkung in der Nahrungsaufnahme, was mir nicht nur im Alltag Mühen bereitet, sondern ganz besonders, wenn ich auswärts essen gehe. Viele Menschen wählen für sich, meist aus gesundheitlichen oder ethnischen Gründen, besondere Ernährungsformen. Wie zum Beispiel vegan oder vegetarisch, laktosefrei oder glutenfrei. Mich würde nun interessieren, wie der Umgang in der Gastronomie mit solchen *Sonderwünschen* geschieht.

Welche Ernährungsform hast du für dich gewählt und aus welchen Gründen?
Ich habe eine Laktoseintoleranz und eine Fruktoseintoleranz. Wegen der Laktoseintoleranz vermeide ich „normale“ Milchprodukte und greife zu laktosefreien Milchprodukten. Laktose ist aber auch in fast allen Süßigkeiten enthalten, in Schokolade, Eis, Kuchen, Müsli, Schinken, Wurst, Brot, im Suppenwürfel, in Fertigprodukten. Ich lese die Zutatenlisten sehr genau und kaufe keine Produkte, die Laktose enthalten. Falls es doch einmal sein muss oder ich mir gerne etwas Laktosehältiges wie Eis gönnen möchte, nehme ich vor der Mahlzeit Laktase-Tabletten. Diese enthalten das Enzym, das Laktose aufspaltet. Dann vertrage ich das Essen in der Regel.
Aufgrund der Fruktoseintoleranz vertrage ich keinen Honig, wenig bis gar kein Obst, keine Zwiebel-, Lauch-, Bohnen- und Kohlgemüse und keine Produkte mit Oligofruktose. Damit fallen viele Müslis, alle Arten von Fruchtsäften und die meisten Soft Drinks weg.
Außerdem vertrage ich seit einer schweren Neuroborreliose-Erkrankung 2009 keinen Alkohol. Ich bekomme spätestens beim zweiten Schluck heftige Migräne, die mehrere Tage dauern kann.

Seit wann lebst du mit deiner Ernährung und wie setzt du das in deinem Arbeitsalltag um?
Ich lebe seit 2010 mit dieser Ernährung. Im Alltag koche ich täglich frisch mit Zutaten, die ich vertrage. Die Rezepte wandle ich so ab, dass es für mich passt: Zwiebel und Knoblauch koche ich im Ganzen mit und entferne sie vor dem Essen. Gemüse, das ich nicht vertrage, ersetze ich durch verträgliches Gemüse. Bei Zutaten wie Wurst, Schinken, Käse, Brot, Suppenwürfel oder Schokolade verwende ich nur laktosefreie Produkte.
Im Arbeitsalltag nehme ich mir oft eine selbstgekochte Mahlzeit mit ins Büro und wärme sie dort in der Mikrowelle auf. Manchmal esse ich zu Mittag im Büro nur ein belegtes Brot und koche dann am Abend.
Wenn wir im Büro gemeinsam etwas zum Essen bestellen, wähle ich ein Gericht, dass ich möglichst gut vertrage. Da ich mich meistens streng an meine Diätvorgaben halte, ist es nicht so schlimm, wenn ich hie und da geringe Mengen an Fruktose oder Laktose zu mir nehme. Das darf aber nur selten passieren. Wenn ich regelmäßig Unverträgliches esse, geht es mir schlecht.

Wenn du auswärts isst, erkundigst du dich immer schon vorab?
Nein, das mache ich nie.

Wenn du spontan essen gehst, findest du immer etwas auf Speisekarten?
In Restaurants finde ich meistens etwas, das ich vertrage oder zumindest – manchmal mit Hilfe von Laktase – halbwegs vertrage. Meine Bestellungen wähle ich vorrangig nach Verträglichkeit aus und nicht nach meinen Vorlieben. Die Allergen-Auszeichnung hilft mir dabei sehr.
Unverträgliche Zutaten im Gericht sortiere ich aus; Zwiebel, Brokkoli oder Kraut bleiben am Teller liegen. Das ist mir immer sehr unangenehm, weil es so aussieht, als schmeckt mir das Essen nicht oder als bin ich heikel. Das stimmt aber nicht, ich bin überhaupt nicht heikel und würde gerne alles essen, nur kann ich leider nicht!
Die ABCstar Blogger-Konferenz, bei der wir uns kennengelernt haben, ist ein gutes Beispiel für meinen Umgang mit Auswärts-Essen. Das Buffet für zwischendurch war hervorragend mit einer riesigen Auswahl an Kuchen, Brötchen, Snacks und Wraps, auf den Tischen standen Unmengen an herrlichen Fruchtsäften. Ich hätte sooo gerne zugeschlagen, konnte aber nicht. Am Vortag hatte ich etwas Unverträgliches erwischt und musste mich unbedingt wieder an meine Diät halten. Die Kuchen enthielten entweder Milchprodukte oder Obst oder beides, die Brötchen waren mit einem vermutlich laktosehältigen Aufstrich bestrichen, die Snacks enthielten Obst oder unverträgliches Gemüse und Fruchtsäfte gehen sowieso nicht. Das einzige, was für mich blieb, waren Wasser und Kaffee, die trockenen Brötchen und Hummus. Weil alles so gut aussah, aß ich wider besseres Wissen ein Stück Kuchen, aber das spürte ich sofort.
Zu Mittag hatte ich Glück, es gab an beiden Tagen etwas, das ich vertrug: Am ersten Tag ein veganes Curry, am zweiten Tag eine Pasta mit Tomatensauce. Ein dritter Tag wäre schwierig für mich geworden!

Wenn nicht, wie reagieren die Mitarbeiter in den Lokalen?
Das weiß ich nicht, da ich fast immer etwas Verträgliches finde. Falls ich einige Zutaten auf dem Teller liegen lasse, kann es passieren, dass eine Kellnerin oder ein Kellner irritiert schaut oder fragt, ob es nicht geschmeckt hat. Wenn ich dann sage, dass ich das nicht vertrage, wird das sofort akzeptiert. Manchmal wird mir dann sogar angeboten, dass ich beim nächsten Mal eine andere Beilage bekommen kann, wenn ich Bescheid gebe.

Ist es dir schon passiert, dass du ein Lokal ohne zu essen verlassen hast?
Ja, schon. Das war aber deshalb, weil meine Bestellung vergessen wurde, und nicht wegen der Intoleranzen. Ich war sooo sauer!

Wenn du privat eingeladen bist, gibt es da immer etwas Passendes für dich?
Jein. Die meisten meiner Freunde, Bekannten und Verwandten wissen zwar von meinen Unverträglichkeiten, nehmen aber bei Einladungen keine Rücksicht darauf und kochen so, wie sie es gewohnt sind. Ich kann das auch verstehen. Für Leute, die nicht betroffen sind, sind meine Ernährungsregeln ja sehr kompliziert und schwer umzusetzen. Ich versuche dann, so gut es geht mitzuessen und nicht aufzufallen. Es wird leider häufig als unhöflich, heikel oder „zickig“ empfunden, wenn ich etwas ablehne oder nichts esse.
Oft stoße ich auch auf komplettes Unverständnis und meine Intoleranzen werden nicht ernst genommen. Einige der blödesten Sprüche, die ich gehört habe, waren: „Deine Unverträglichkeiten hätte ich gerne, dann wäre ich auch so schlank wie du“ und „Lieber hätte ich Bauchweh, als dass ich immer so ein Getue ums Essen mache wie du“. So etwas trifft mich sehr.
Deshalb freue ich mich immer ganz besonders, wenn jemand versucht, für mich verträglich zu kochen. In meinem Freundes- und Verwandtenkreis sind genau drei Frauen, die das machen! Da können zwar Fehler passieren und es kann trotzdem irgendwo versteckt Laktose enthalten sein, aber das ist mir dann egal. Ich finde es einfach schön, dass sie sich bemühen und an meine Unverträglichkeiten denken.
Bemerkenswert finde ich es allerdings die Reaktionen darauf, dass ich keinen Alkohol vertrage. Wenn ich über meine Einschränkungen beim Essen erzähle, ernte ich meist bedauernde Blicke und etwas Mitleid und das war´s dann. Wenn ich aber sage, dass ich keinen Alkohol trinke, reagiert fast jeder mit einer Mischung aus ungläubigem Staunen und Entsetzen. Da tue ich den Leuten offenbar wirklich leid.
Akzeptiert wird meine Enthaltsamkeit nur schwer. Sprüche wie „Du musst halt deine Toleranz steigern, hahaha“ und „Kopfweh habe ich am nächsten Tag auch, das gehört dazu“ höre ich ständig. Oft werde ich auch gedrängt, trotzdem etwas zu trinken. Manchmal ist es für mich einfacher, ein Glas mit Alkohol in der Hand zu halten, als mich ständig erklären und rechtfertigen zu müssen.

Liebe Claudia, vielen Dank, dass ich bei dir über meinen Umgang mit meinen Intoleranzen berichten durfte! Deine Fragen habe mich sehr beschäftigt und zum Nachdenken gebracht. Mir ist dabei bewusst geworden, dass der Umgang damit immer eine Gratwanderung zwischen auf-sich-selbst-achten und nicht-auffallen-wollen ist. Ich werde durch meine Intoleranzen immer „anders“ sein – und dazu stehe ich auch!
Nun zu meinem Blog ichmussbacken.com: Wegen meiner Intoleranzen vertrage ich gekaufte Süßigkeiten und Kuchen schlecht oder gar nicht. Daher backe ich selbst, und zwar laktosefrei und mit wenig Fruktose, eben so, dass ich die Leckereien vertrage. Die Ergebnisse stelle ich auf meinem Blog vor.
Meine Rezepte sind aber nicht nur für Leute mit Unverträglichkeiten gedacht! Wer Laktose und Fruktose verträgt, kann die Rezepte einfach mit „normalen“ Zutaten backen.
Nun mein Rezept für dich:

Schoko-Dessert mit Oreos

Zutaten
150 g Schlagrahm, laktosefrei
1 EL Vanillezucker
250 g Mascarpone, laktosefrei
250 g Joghurt, laktosefrei
40 g dunkle Schokolade, laktosefrei (z.B. Lindt 70%)
4 Oreo-Cookies (Oreo Cookies sind laktosefrei)
Ca. 200 g Ribiselgelee, glattgerührt
Schokostreusel oder 10 dag dunkle Schokolade zum Dekorieren

Zubereitung
1. Die Oreos in feine Stücke hacken.
2. Die Schokolade grob hacken und in einem kleinen Topf bei niedriger Hitze oder im Wasserbad schmelzen. Vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen.
3. Den Schlagrahm mit dem Vanillezucker gut steif schlagen. Mascarpone und Joghurt in einer Schüssel glatt rühren.
4. Ein Drittel der Mascarponecreme in eine zweite Schüssel geben. Die Hälfte des geschlagenen Schlagrahms unterheben.
5. Die restliche Mascarponecreme mit der geschmolzenen Schokolade verrühren. Die zweite Hälfte des Schlagrahms unterheben.
6. Die Cremen, das Ribiselgelee und die Oreo-Brösel dekorativ in die Trinkgläser*  schichten, z.B. so: helle Mascarponecreme, Ribiselgelee, Oreo-Brösel, Schokoladecreme, Ribiselgelee, Schokoladecreme. Abschließend mit Schokostreuseln bestreuen oder mit einem Kartoffelschäler grobe Raspel Schokolade auf das Dessert schaben.

Die Oreo Cookies werden durch die Cremes und das Ribiselgelee schön weich und sollten für dich, Claudia, gut zu essen sein!

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1 Kommentar
  • Tanjas Bunte Welt
    Mai 17, 2017

    Hallo Eva und Claudia
    Ich kann mir das gut vorstellen, dass es manchmal wirklich nicht einfach ist, gerade Auswärts. Sehr schön das du hier auch etwas davon erzählt hast, wie es dir dabei geht und auch noch ein leckeres Rezept mitgenommen hast.
    Liebe Grüße