Mit Dysphagie in der Klinik

3 min. Lesezeit

Seit fast 10 Jahren bin ich nun Dysphagie Patientin. Das bedeutet, dass ich seit meiner Zungenkrebsdiagnose und den folgenden Therapien nicht mehr richtig schlucken kann. Ich habe mich beinahe durch alle Dysphagiestufen gearbeitet, denn zu Beginn wurde ich auch über eine Sonde ernährt. Flüssig und breiig in allen Varianten folgten. Das brauche ich heute nur mehr ganz selten. Ich kann zwar bei weitem nicht *normal* essen, aber mein Alltag ist nicht mehr geprägt von der Suche nach angepasster Kostform.

Das kann ich nicht essen

Stückig hört man oft, um meine Kostform zu beschreiben. Das bedeutet, ich kann durchaus auch weichen Fisch oder faschiertes Fleisch essen. Ich kann grob einschränken, was nicht mehr auf meinem Speiseplan landen darf. Reis, Nudeln, Brot, festes Fleisch und Gemüse. Hartes Obst und kleine Stücke, an denen man sich verschlucken kann. Schnittlauch wäre ein gutes Beispiel.

Allergie als zusätzliche Einschränkung

Nun kommt leider auch noch dazu, dass mich seit einigen Jahren eine Birkenallergie begleitet, die auch starke Kreuzallergien entwickelt hat. Erdbeeren, Sellerie, Haselnüsse, Pfirsiche, um nur einiges zu nennen, musste ich aus meiner Küche verbannen. Oft habe ich auch Probleme mit Histamin. Das hängt von meiner Tagesverfassung ab. Ja, das schränkt meinen Ess-Alltag noch mehr ein, als wäre Dysphagie alleine nicht schon genug.

Seit einem halben Jahr bin ich nun in einem 3 Jahres Programmund und unterziehe mich einer Hyposensibilisierung. Da merke ich schon eine gewisse Verbesserung. Für Notfälle habe ich jedoch immer noch Tabletten bei mir. Denn nicht immer kann man wissen, was im Essen so alles drinnen ist.

Zur Narbenkorrektur in der Klinik

Und nun war ich mit diesen Unzulänglichkeiten ein paar Tage in der Klinik, genau gesagt auf der MKG, weil nach 10 Jahren eine Narbenkorrektur angesagt war. Dies war nun tatsächlich in 10 Jahren mein erster Klinikaufenthalt, bei dem ich auf Dysphagiekost angewiesen war. Davor wurde ich über Sonde ernährt, oder war aufgrund der Operationen auf flüssige Nahrung angewiesen. Und einmal war ich wegen eines Darmverschlusses im Krankenhaus. Dysphagie-Schonkost, das war eine besondere Herausforderung. Aber dieses Mal war ja mein Mund nicht betroffen, weil der Eingriff den äußeren Hals und das Gesicht betraf.

Verschiedene Kostformen auf der MKG

Jetzt möchte man meinen gerade die MKG ( Abteilung für Mund- Kiefer und Gesichtschirurgie) wäre perfekt auf Dysphagie Patienten eingestellt. Was grundsätzlich auch stimmt. Es gibt verschiedene Optionen. Flüssiges Menü, breiig, weiche Kost. Normalkost und so fort. Keine der angebotenen Kostformen trifft aber exakt meine Bedürfnisse. So kann ich keine klaren Suppen löffeln. Daran verschlucke ich mich. Weiches Brot zum Frühstück passt für mich auch nicht wirklich. Das geht nur, in dem ich es in den Kaffee tunke. Das ist eine echte Notlösung, denn Toast im Fertigkaffee ist kein kulinarisches Highlight.

Kaum passende Speisen

Blöderweise gab es dann nur Joghurt mit Erdbeeren. Das ging nicht wegen der Allergie. Kleingehackte Nudeln mit Sauce waren auch nur ein sehr großer Kompromiss. Und so könnte ich noch endlos berichten. Ich erzähle das nicht, um die Klinik in ein schlechtes Licht zu stellen. Ich habe genug Einblick, um zu wissen, wie schwierig es ist, auf alle Bedürfnisse von Patienten einzugehen. Und es werden immer mehr Menschen, die nicht mehr alles essen können. Unverträglichkeiten nehmen ständig zu. Auch die selbstgewählten Kostformen werden immer mehr. Das macht die Essensversorgung in Kliniken nicht einfacher.

Und Dysphagie ist noch einmal ein besonderes Thema. Zum Glück verbessert sich auf dem Sektor immer mehr. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe bei der Aufnahme nicht wirklich im Detail erklärt, was für mich infrage kommt oder auch nicht.

So habe ich die Hindernisse umschifft

Ich habe mir über die Tage mit Essenstausch mit meiner Bettnachbarin geholfen. Und mit hochkalorischen Getränken, die immer auf der Station vorrätig sind. Und ich hatte mir tatsächlich ein paar Gläschen von Buon vivo mitgenommen, die ich einige Zeit vor meinem Klinikaufenthalt zur Verfügung gestellt bekommen habe.

Meine Tipps für einen Klinikaufenthalt mit Dysphagie

  • Unbedingt bei der Aufnahme in der Klinik das Problem detailliert ansprechen
  • Diätolog*in in der Klinik in Anspruch nehmen und Essensplan erstellen
  • Notfall Essen mitnehmen
  • wenn möglich, Essen von außen bringen lassen.
Herzliche Grüße
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1 Kommentar
  • Ingrid
    November 22, 2022

    Hallo Claudia,
    Ich komme heute mit einem Problem, das ich sicher nicht alleine habe. Nicht die Klinik Kost, auch hier habe ich genügend negative Beispiele.
    Mein Problem ist ein Besuch im Lokal oder der bevorstehende Urlaub.
    Ich kann dem Koch immer schwer erklären, was ich essen kann. Man sagt mir immer: das Filet ist ganz zart, das kannst du sicher essen! Kann ich eben nicht. Meine Dysphagie Stufe ist zwischen 5 und 7 aber Fleisch geht einfach nicht runter. Dazu kommt noch eine ausgeprägte Mundtrockenheit, nach der Bestrahlung. So muss ich immer meine Flasche dabei haben und muss zu jedem essen ständig „zusätzlich anfeuchte“. Extra Soßen sind im Lokal meist kein Problem. Aber es nervt, wenn auf einer Speisekarte die Hälfte einfach wegfällt. Und die Menü Auswahl im Hotel ist dann auch schwer. Der Koch geht auch gerne auf meine Wünsche ein, aber offensichtlich kann ich sie nicht richtig definieren. So hat er mir das Filet im letzten Jahr dann in gebratenem Zustand „gehäckselt“. Es war grauslich, als Tatar wäre es sicher gut gewesen.
    Hast du Tipps für mich, wie ich mich hier besser erklären kann?
    Lieben Dank
    Eine treue Leserin deiner Artikel und dankbare Nutzerin deines Kochbuchs .
    Liebe Grüße
    Ingrid

    • Claudia Braunstein
      November 23, 2022

      Hallo liebe Ingrid, ich kann das so gut nachvollziehen. Ich habe lange Zeit in Restaurants versucht, mein Problem noch vor meinem Besuch zu erläutern. Leider sind da öfter auch sehr unliebsame Überraschungen dahergekommen, auch wenn das alles natürlich sehr gut gemeint war. Ich bin dazu übergegangen, vorab im Internet die Menükarte zu studieren und mir zu überlegen, welche Speisen ohne großen Aufwand für mich infrage kommen. Dicke Suppen ohne sperrige Einlagen gehen immer. Ebenso Fisch oder Tatar ist meist eine sichere Bank. Das ist halt individuell sehr verschieden. Für mich funktioniert es wirklich am besten, wenn ich es vor Ort besprechen kann. Im Urlaub bitte ich immer den Küchenchef zu holen, die haben größtenteils das beste Verständnis. In den allermeisten Fällen funktioniert das wirklich gut, wenn ich genau erkläre, welche Dysfunktionen ich habe. Es reicht nicht zu sagen, dass ich nicht richtig schlucken kann, sondern dass ich zum Beispiel, wegen der verkürzten Zunge, die Speisen nicht gut in den Rachen transportieren kann. Darunter können sich viele etwas vorstellen. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Liebe Grüße Claudia